Deutschunterricht. Gedichte aufsagen. Daran denken viele wohl bestenfalls mit gemischten Gefühlen zurück. Dass Poesie Spaß machen kann, zeigte sich jetzt in Westerbeck. Dort trugen junge Dichter ihre selbstverfassten Werke vor, verpackt in einen Poetry-Slam-Wettbewerb.
Westerbeck. Die Kulturschmiede Sassenburg lud zum verbalen Wettstreit ein, die Moderation des Abends übernahm der erfahrene Poetry Slammer und Arte-Web-Slam-Gewinner Dominik Bartels. Zum Auftakt gab er eine Kostprobe seines Könnens - etwa mit einem Battle mit Jesus: „Du denkst, du bist hier des Boss im Biz? Alter, check‘ mal Genesis!“ Danach gehörte den eigentlichen Kandidaten die Bühne.
Vier Männer und vier Frauen traten an. Das Los entschied über die Reihenfolge: „Wir starten mit den Männern und enden mit den Frauen“, sagte Bartels. „Der erste hat es immer am schwersten. Begegnet ihm mit ganz viel Liebe“, bat er das Publikum, das zugleich die Jury stellte. Martin aus Hildesheim trug Verse über „Das Leben einer Eintagsfliege“ vor - und holte sich damit den Sieg. Sven, Vorsitzender des Hugh-Grant-Fanclubs, folgte mit seiner „Ode an die Poesie“: „Stundenlang im Park sitzen. Minütlich kacken Vögel auf alles. Ist das wirklich Poesie? Denn ich fühl‘ nichts.“
Ernährungsberater Nick sprach über „Die wunderbare Welt der Hässlichkeit“: „Wenn ich mein T-Shirt ausziehe, ist immer Spargelzeit.“ Schülerin Elisabeth dichtete „Gegen den Strom“: „Wissen heißt nicht verstehen, warum ich in diese Gesellschaft irgendwie nicht reinpasse.“ Das Publikum belohnte die Poetry-Slammer mit viel Beifall.
Quelle: Aller-Zeitung vom 28.05.17
Text/Fotos: Ron Niebuhr